Seit 100 Jahre haben Frauen in Deutschland das Wahlrecht und es ist vielleicht heutzutage selbstverständlich, dass Frauen Leistungssport ausüben und überhaupt Sport treiben dürfen. Aber es war nicht immer der Fall.
Wenn man sich die Geschichte des Laufens für Frauen anschaut, wird es deutlich, dass Frauen sehr spät in der modernen Laufgeschichte bei Wettbewerben zugelassen wurden. Bei den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit 1896 haben Frauen gar nicht teilnehmen dürfen. Quasi als Konkurrenz zu diesen Spielen, wurden die „Ersten Olympische Frauenspiele“ am 24. März 1921 in Monte Carlo veranstaltet. Bei diesen Spielen, als Vorläufer für die Frauenweltspiele, nahmen Frauen an Laufwettbewerben mit den Distanzen zwischen 60m und 800 m teil. Bei den Olympischen Sommerspielen, als Nachfolge zu den Frauenweltspielen, wurde 800m bald als zu anstrengend für die Damen betrachtet und aus dem Programm genommen. Frauen mussten bis 1960 warten, bis sie wieder auf dieser Distanz teilnehmen konnten.
In den Vereinigten Staaten von Amerika wurde es 1961 der Frauen offiziell vom AAU (Amateur Athletic Union) verboten an allen amerikanischen Straßenläufen teilzunehmen. Als erste registrierte Frau nahm Katherine Switzer, angemeldet unter „K.V. Switzer“, 1967 am Boston Marathon teil. Zu dieser Zeit waren Frauen offiziell nur zu Wettkämpfen bis 800m zugelassen. Katherine erreichte das Ziel in 4:20, fast eine Stunde hinter der ersten nicht offiziell angemeldeten Frau (Bobbi Gibb). Sie wurde daraufhin von dem AAU für weitere Läufe, an dem Männer teilnehmen durften, gesperrt und aus dem AAU ausgeschlossen, lief aber trotzdem weiter inoffiziell Rennen. Erst 1972 wurden dann Frauen zum Boston Marathon zugelassen und Switzer wurde Dritte in unter 4 Stunden. Im gleichen Jahr rief sie den Crazylegs Mini Marathon in New York (heute New York Mini 10Km) ins Leben. Es war der erste Straßenlauf nur für Frauen.
Es war Kathrine Switzer, geboren in Deutschland als Tochter eines Majors der amerikanischen Armee, in Zusammenarbeit mit dem SCC Berlin und der Kosmetikfirma Avon, die den Frauenlauf 1984 nach Deutschland brachte. Damals gingen 645 Frauen in Berlin an den Start und ebneten den Weg für weitere Läufe in anderen Bundesländern.
Diese Frauenlaufwelle erreichte Hamm 1990, als die Sportler und Sportlerinnen für den Frieden den ersten Hammer Frauenlauf am Samstag vor Muttertag im Mai veranstalteten. „Frauen an den Start“ war das Motto und 77 Frauen traten an die Startlinie im Jahnstadion. Obwohl es damals hieß „der Frauenlauf soll keinesfalls der letzte gewesen sein“ (Zitat v. WA 14.5.1990) war es nicht selbstverständlich, dass die Veranstaltung dauerhaft existieren würde. Vor der Veranstaltung gab es viele kritische Worte gegen solch einen Lauf, der ausschließlich Frauen die Teilnahme erlaubte. Viele Leute meinten der Lauf sei nur eine Demonstration von Frauenrechtlerinnen und „Emanzen“ und die Prognosen, dass der Hammer Frauenlauf länger existieren würde, waren negativ.
Mit engagierten Mitgliedern und begeisterten Läuferinnen hat der SC SportlerInnen für den Frieden es dennoch geschafft den Lauf seit 1990 organisatorisch zu verbessern und die Teilnehmerzahlen zu erhöhen. Der Frauenlauf genießt eine Beliebtheit und Bekanntheit weit über die Grenzen von Hamm hinaus und bietet seit 1990 sowohl 10km und 5km Distanzen an obwohl die 5000-Meter-Strecke erst 1996 in die Olympischen Spielen aufgenommen wurde.
Im Gegensatz zum ersten Frauenlauf in Berlin, welcher am Vatertag stattfand, wählten die Friedenssportler den Samstag vor Muttertag, um ihre Veranstaltung durchzuführen. Ein Gedanke dahinter war, dass an dem Wochenende, das der Ehrung der Müttern gewidmet war, Frauen ausnahmsweise etwas Gutes für sich tun sollten statt „nur“ die Frau zu sein, die üblicherweise, wie sonst das ganze Jahr über, sich liebevoll aufopferte und sich an letzte Stelle hinter Mann und Kind stellte.
Aus diesem Gedanke und der Liebe zum Laufen etablierte sich der Hammer Frauenlauf zu einem sportlichen Event, das nicht mehr aus der Hammer Sportszene wegzudenken ist.
Der Hammer Frauenlauf feiert sein 30. Jubiläum am 11. Mai 2019, wie immer am Samstag vor Muttertag. Informationen finden Sie unter www.friedenssportler.de oder www.frauenlauf-hamm.de.
Quellen: Westfälischer Anzeiger, Wikepedia, Was ist Was, Berliner Frauenlauf.de